Untreue als lustgewinn

Cuckold: So funktioniert der Sex-Trend Candaulismus

  • Veröffentlicht: 10.04.2023
  • 09:00 Uhr

Untreue als Aphrodisiakum? Beim Cuckolding treibt der offene Seitensprung des Partners oder der Partnerin die Lust des Betrogenen in die Höhe. Voyeurismus, Machtverlust und Konkurrenzdruck sorgen bei diesem Fetisch für maximales Begehren. Was es mit dem Sex-Trend auf sich hat und wie er funktioniert, erfährst du hier.

Das Wichtigste in Kürze

  • Wenn Untreue scharf macht: Cuckolding beschreibt eine Sexualpräferenz, bei der vor allem Männer Lust darin verspüren, dass ihr:e Partner:in Sex mit anderen hat. 

  • Häufig wird Cuckolding in Rollenspielen ausgelebt und wird steht im Zusammenhang mit anderen Fetischen wie Voyeurismus oder Unterwerfung.

  • In den letzten Jahren ist das Phänomen zum regelrechten Sex-Trend herangwachsen. Alle Infos dazu erfährst du hier.

Definition: Was ist Cuckolding?

Cuckolding ist eine Sexualpräferenz, bei der vor allem Männer von der Vorstellung erregt werden, dass ihr:e Partner:in Sex mit anderen hat. Dabei wird der betrogene Mann als "Cuckold" bezeichnet, während sein:e Partner:in und die Affäre den Mann "cuckolden". Cuckolding ist eine Praktik aus der BDSM-Szene und bedient verschiedene Fetische wie Exhibitionismus, Voyeurismus und Unterwerfung.

Während sich der Begriff noch vom bereits seit dem 13. Jahrhundert existierenden und vor allem herabwürdigenden "Hahnrei" ableitet (wahrscheinlich in Bezug auf den Kuckuck, der seine Eier in fremden Nestern ablegt), steht Cuckolding heute für einen selbstbestimmten Kick, bei dem das "Fremdgehen" des Partners oder der Partnerin nicht (nur) erniedrigend, sondern erregend ist.

Vielleicht kennt ihr Cuckolding auch unter dem Namen Candaulismus, inspiriert von der griechischen Mythologie, in der der lydische König Kandaules seinem Freund Gyges seine nackte Ehefrau Nyssia zeigte. Als Begriff wurde er 1886 vom Psychiater Richard von Krafft-Ebing geprägt. Er bezeichnete die Lust, die eine voyeuristisch veranlagte Person bei der Vorstellung empfindet, den Partner oder die Partnerin vor anderen zu entblößen oder sogar zu sexuellen Handlungen mit anderen zu veranlassen. Candaulismus in drei Worten könnte also sein: "Voyeurismus mit Erlaubnis".

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Wie funktioniert Cuckolding?

Zentral beim Cuckolding - im Gegensatz zur offenen oder polyamoren Beziehung oder gar dem klassischen Fremdgehen - ist, dass der Mann nicht nur von der Fremdaktivität des oder der Partner:in weiß, sondern von diesem Wissen auch erregt wird. Die Lust des "Betrogenen" steht also im Mittelpunkt und er wird, in welcher Form auch immer, in das Spiel zwischen den anderen eingebunden. Beim Cuckolding ist also das als anregend empfundene Machtspiel zwischen einem dominanten und einem unterwürfigen Part zentral.

Es gibt dabei mehr als nur eine Art, Cuckolding zu leben – von spielerisch bis sado-masochistisch: Cuckolding kann so praktiziert werden, dass der Cuckold im Nebenraum ist, während sein:e Partner:in mit einer oder einem Dritten (auch Bull genannt) Sex hat und von den Geräuschen erregt wird. Wer es härter mag, lässt sich als Cuckold vom Bull (vor) seiner Frau lautstark erniedrigen und als Schwächling demütigen.

Es kann aber auch befriedigend sein, im Nachhinein von seiner Partnerin vom Erlebnis mit einem Fremden erzählt zu bekommen. Für Cuckolding-Anfänger gilt: Es muss nicht immer zur tatsächlichen Auslebung kommen. Allein die gemeinsame Fantasie macht viele scharf, zum Beispiel, wenn der Partner oder die Partnerin eine detaillierte, sexy Geschichte über das Treffen mit einem Fremden erzählt. So kann Sexting nämlich richtig antörnen.

Falls ihr also einmal Cuckolding ausprobieren wollt, aber nicht genau wisst, wo ihr anfangen sollt: Sprecht miteinander, spielt miteinander!

Sex-Trend Cuckold

Für viele ist die Vorstellung, von ihrem Partner oder ihrer Partnerin betrogen zu werden, ein absoluter Albtraum. Als Fantasie aber kann sie die Intimität extrem beflügeln, deshalb ist Cuckolding in den letzten Jahren zum regelrechten Sex-Trend herangewachsen.

Schließlich ist dieses Phänomen wahrscheinlich jeder und jedem bekannt: Was andere begehren, wird für uns umso begehrenswerter. Die eigene Frau beim Sex mit Fremden zu beobachten, löst also nicht nur durch Gefühle der Erniedrigung und Grenzüberschreitung aus. Auch die empfundene Eifersucht kann die Leidenschaft ordentlich anheizen.

Cuckold-Beziehung

Cuckold kann eine Sexualpraktik sein, aber auch als Lifestyle gelebt werden. In einer Cuckold-Beziehung oder -Ehe gibt es mindestens drei Personen: den Cuckold Husband, die Hot Wife, und den Bull. Letzterer ist üblicherweise ein klassischerer Alpha-Typ als der Cuckold, sodass zum Beispiel Stärke, Ausdauer und Virilität ein Element der Erniedrigung hinzufügen. Währenddessen zieht der Cuckold Husband sexuelle Erfüllung daraus, seine Partnerin mit einem Dritten, dem Bull, zu teilen und ihnen beim Sex zuzusehen.

Wie das auf Dauer funktioniert? Wie bei allen Sexualpraktiken gilt: viel Kommunikation und absoluter Consent. In einigen Cuckold-Ehen ist auch selbstverständlich, dass der Cuckold Husband die Kinder, die seine Frau mit ihren Liebhabern zeugt, wie seine eigenen aufzieht.

Warum stehen Männer auf Cuckolding?

Dass Cuckolding vornehmlich eine gegenderte Praxis ist, lässt sich bereits auf den Namen zurückführen: Cuckolds wurden die Männer genannt, die von ihren Ehefrauen betrogen wurden. Es steht für eine patriarchale Angst des Machtverlusts. Bereits Shakespeare spielte in seinen Werken, zum Beispiel "Othello", auf Cuckolding an.

Der Terminus ist verbunden mit Vorstellungen von Alpha- und Beta-Männern, wobei letztere als schwach und unmännlich klassifiziert werden, die ihre Frauen nicht halten können. Heute hat sich beispielsweise der Begriff "Cuck" (auch "cuckservative") als Verunglimpfung in der amerikanischen Alt-Right-Szene etabliert. Die Anhänger:innen dieser politischen Gruppierung wollen damit klassisch-konservative Männer abwerten, die sie als schwach und weibisch empfinden.

Eine wissenschaftliche Erklärung dafür, dass vor allem Männer Lust an der Erniedrigung empfinden, könnte die sogenannte Spermienkonkurrenz sein: Tatsächlich produzieren Männer in Konkurrenzsituationen mehr Sperma. Sich in ihrer Männlichkeit bedroht zu fühlen, ist für viele also ein Turn-on, der sie dazu anstachelt, das Gegenteil zu beweisen!

Hier findest du übrigens alle Tipps und Tricks für besseren Sex und einen besseren Orgasmus. Plus: So gehen Blowjob, CAT-Position oder Analsex.

Während das Phänomen im heterosexuellen Kontext entstand, praktizieren heute auch immer mehr schwule Männer Cuckolding. Spannend dabei: Beide Gruppen haben ein leicht unterschiedliches Verhältnis zum Fetisch. Denn während bei heterosexuellen Männern, die in einer vom Monogamiegebot geprägten Gesellschaft aufwuchsen, vor allem die Grenzüberschreitung und der gesellschaftliche Tabubruch des Untreueakts an sich erregend sind, spielen in der liberaleren LGBT-Community stärker BDSM-Elemente hinein.

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Cuckquean: auch bei Frauen beliebt

Doch auch Frauen können diese Art Unterwerfung genießen: Laut einer Studie von Lehmiller gaben mit 58% zwar doppelt so viele Männer wie Frauen an, Cuckolding-Fantasien erlebt zu haben - das heißt aber auch, dass immerhin ein Drittel aller Frauen schon einmal davon fantasiert hat, ihren Partner mit einer anderen Frau zu teilen. 

Weibliche Cuckolds werden als Cuckqueans bezeichnet (die Endung -quean stammt vom Proto-Indoeuropäischen *gwen-, das "Frau" bedeutet und zum Beispiel in der Misogynie oder der Gynäkologie vorkommt, aber auch in der Queen). 

Allerdings ist es keine große Überraschung, dass der Begriff aufgrund des Patriarchats viel schneller in der Versenkung verschwand und auch heute noch eher unüblich ist: Schließlich gehörte das Fremdgehen von Männern zur Norm (Frauen mit betrügenden Männern mussten also nicht extra "Cuckqueans" genannt werden), während der Ehebruch von Seiten der Frau größeres Aufsehen erregte.

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