Verhütungsfrage

Pearl Index: Was ist das? So sicher sind die Verhütungsmittel im Vergleich

  • Aktualisiert: 29.03.2023
  • 09:15 Uhr
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Der Pearl Index bewertet die Sicherheit von Verhütungsmitteln: Das sagen die Daten zu Pille, Spirale und Co.
Der Pearl Index bewertet die Sicherheit von Verhütungsmitteln: Das sagen die Daten zu Pille, Spirale und Co.© Pixel-Shot - stock.adobe.com

Sex macht Spaß, erfordert aber auch Verantwortung. Zum Beispiel bei der Verhütungsfrage: Welche Verhütungsmethode schützt am besten vor einer ungewollten Schwangerschaft? Darüber gibt der sogenannte Pearl Index Auskunft.

Definition: Was ist der Pearl Index?

Der Pearl Index beurteilt, wie sicher eine Verhütungsmethode ist. Er ist nach dem amerikanischen Biologen Raymond Pearl benannt, der den Test im Jahr 1933 einführte, um den Erfolg einer Empfängnisverhütung zu messen.

Der Pearl Index (kurz: PI) gibt an, wie viele von 100 Frauen innerhalb eines Jahres trotz Anwendung einer bestimmten Verhütungsmethode schwanger geworden sind. Logischerweise gilt deshalb: Je kleiner der Pearl Index, desto sicherer die Verhütungsmethode.

Im Clip: Pille vergessen? Das kannst du jetzt tun

Was bedeutet der Pearl Index?

Ein Pearl Index von 2 bedeutet zum Beispiel, dass 2 von 100 Frauen, die innerhalb von 12 Monaten ein bestimmtes Verhütungsmittel genutzt haben, trotzdem schwanger geworden sind. Die statistische Wahrscheinlichkeit, mit diesem Verhütungsmittel ungewollt schwanger zu werden, läge also bei 2%.

Berechnung des Pearl Index

Diese einfache Formel zeigt, wie der Pearl Index berechnet wird:
Pearl Index = (Anzahl der Schwangerschaften x 12 Monate oder 13 Anwendungszyklen) x 100 (Anzahl der Frauen in der Studie x Anzahl der Anwendungsmonate oder Anwendungszyklen).

Der Pearl Index mit Methodensicherheit impliziert dabei eine optimale Anwendung: Es werden also nur die Fälle gezählt, bei denen das Verhütungsmittel korrekt angewandt worden ist. Ein Pearl Index mit Anwendungssicherheit kalkuliert solche Fehler mit ein: Dabei sollte man auch beachten, dass manche Verhütungsmethoden mehr Gefahren für Anwendungsfehler bergen als andere.

Der Pearl Index des Kondoms liegt zum Beispiel zwischen 2 und 12 - bei korrekter Anwendung wurden nur 2 von 100 Frauen schwanger. Gerade das Kondom ist jedoch störanfällig: Schnell kommt es zu Unfällen wie dem Abrutschen oder einem Riss durch einen Fingernagel. Dann kann das Kondom zu durchschnittlich 12% ungewollter Schwangerschaften führen. Der Pearl Index der Pille variiert von 0,1 bis 0,9 - sie wirkt nämlich sehr zuverlässig, aber natürlich nur, wenn sie auch regelmäßig eingenommen wird. Was du tun kannst, wenn du die Pille vergessen hast, erklären wir hier. Außerdem: Das solltest du zur Pille danach wissen.

Der Wert der Methodensicherheit ist also immer etwas niedriger als der der Anwendungssicherheit - darauf solltest du beim Kauf achten, denn viele Hersteller von Verhütungsmitteln wollen natürlich mit den besten Zahlen werben und geben nur den Pearl Index an, der von einer fehlerfreien Anwendung ausgeht.

Die sichersten Verhütungsmethoden laut Pearl Index

Generell sind hormonelle Verhütungsmethoden am sichersten. Mit einem Pearl Index von 0,1 bis 0,9 ist die Pille eines der zuverlässigsten Kontrazeptiva. Sterilisationen sind mit einem Pearl Index von 0,1 bis 0,3 ebenfalls sehr sicher, dafür aber auch oft irreversibel. Das Kondom mit einem Pearl Index von 2 bis 12 ist bisher die einzige Verhütungsmethode, die zusätzlich auch vor Geschlechtskrankheiten schützt.

Ein Mann hält ein Kondom und Pillen in der Hand
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Die wichtigsten Infos

Andere Möglichkeiten als Kondom und Sterilisation

Verhütung ist bis heute zum Großteil Frauensache, bei der Männerverhütung gibt es nach wie vor Forschungsbedarf. Bekannt sind Kondom und Sterilisation, es werden aber auch andere Möglichkeiten der männlichen Verhütung erforscht.

  • 29.06.2023
  • 09:00 Uhr

Die unsichersten Verhütungsmethoden laut Pearl Index

Zu den unsichersten Verhütungsmethoden zählt laut Pearl Index die Kalendermethode, eine Form der natürlichen Empfängnisverhütung, bei der die Fruchtbarkeit nur nach der durchschnittlichen Zyklusdauer berechnet wird: Der Pearl Index liegt bei 9, denn die wenigsten Frauen haben einen absolut regelmäßigen Zyklus. Der Erfolg des Koitus interruptus, also das vorzeitige Herausziehen des Penis aus der Vagina, ist mit einem Pearl Index von 4 bei perfekter und 18 bei typischer Anwendung sehr schwankend - zumal das "Aufpassen" ein echter Lustkiller sein kann. Mit einem Pearl Index von 85 ist aber die mit Abstand unsicherste Verhütungsmethode immer noch: gar keine Verhütung.

Pearl Index: Verhütungsmethoden im Vergleich

  • Pille: 0,1 bis 0,9
  • Minipille: 0,5 bis 3
  • Depotspritze: 0,3 bis 1,4
  • Hormonspirale: 0,16
  • Hormonimplantat: 0 bis 0,08
  • Vaginalring: 0,4 bis 0,65
  • Verhütungspflaster: 0,72 bis 0,9
  • Kondom: 2 bis 12
  • Kondom für die Frau: 5 bis 25
  • Kupferspirale: 0,9 bis 3
  • Kupferkette: 0,1 bis 0,5
  • Diaphragma: 1 bis 20
  • Portiokappe: 6
  • Kalendermethode: 9 bis 30
  • Basaltemperaturmethode: 0,8 bis 3
  • Koitus interruptus: 4 bis 18
  • Sterilisation des Mannes: 0,1
  • Sterilisation der Frau: 0,2 bis 0,3
  • Chemische Verhütungsmittel: 3 bis 25
  • Keine Verhütung: 85

Quelle der Zahlenangaben: Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe Juli 2004, pro familia

Hormonelle Methoden

Spitzenreiter der hormonellen Verhütungsmethoden ist die Antibabypille, die Frauen weltweit seit den 1960er Jahren ein großes Stück sexueller Freiheit brachte. Sie ist als Kombi-Pille (enthält Östrogen und Gestagen) sowie als Minipille (enthält nur Gestagen) verfügbar. Die künstlichen hergestellten Hormone täuschen dem Körper quasi eine Schwangerschaft vor. Dabei wirken sie auf dreierlei Art im Körper:

  • unterdrücken den Eisprung
  • verhindern den Aufbau der Gebärmutterschleimhaut
  • verdicken den Schleim am Gebärmutterhals, sodass Spermien nicht mehr bewegen und eindringen können

Andere Beispiele sind das Hormonimplantat, das Hormonpflaster, die Hormonspirale, die Dreimonatsspritze oder der Vaginalring (NuvaRing).

Viele schätzen die unkomplizierte Anwendung hormoneller Verhütungsmittel. Allerdings bergen sie auch Gefahren: Durch die Zugabe synthetischer Hormone weisen sie einen langen Zettel an Nebenwirkungen auf und können sich auf dein physisches und psychisches Befinden auswirken.

Hormonfreie Methoden

Die Kupferspirale oder die Kupferkette wirken, wie der Name schon verrät, statt mit Hormonen mit Kupfer: Sie werden in die Gebärmutter eingesetzt, wo sie geringe Mengen an Kupfer abgeben. Kupfer verdickt den Muttermundschleim und hemmt zusätzlich die Beweglichkeit von Spermien. Anders als hormonelle Methoden greifen sie also nicht in den Zyklus ein.

Mechanische Methoden

Mechanische Methoden oder Barriere-Methoden funktionieren, indem sie den Spermien sozusagen den Weg zur Eizelle versperren: Das beliebteste mechanische Verhütungsmittel ist das Kondom. Mit einem Pearl Index von 2 – 12 ist es nicht nur relativ sicher, sondern schützt auch vor sexuell übertragbaren Krankheiten wie HIV, Herpes oder Chlamydien. Andere Barriere-Methoden sind das Diaphragma oder die Portiokappe.

Operative Methoden

Die chirurgischen Methoden sind zwar eine sehr zuverlässige Art der Empfängnisverhütung, aber auch eine recht endgültige. Bei der Sterilisation des Mannes, der sogenannten Vasektomie, werden die Samenleiter durchtrennt; bei der Sterilisation der Frau die Eileiter. Die Eingriffe können zwar rückgängig gemacht werden - allerdings ohne Erfolgsgarantie. Diese Verhütungsmethode solltet ihr also erst in Erwägung ziehen, wenn eure Familienplanung abgeschlossen ist.

Chemische Methoden

Chemische Methoden werden auch Spermizide genannt, denn sie töten gezielt die Spermien ab oder drosseln ihre Beweglichkeit, bevor es zur Befruchtung kommen kann. Sie werden in unterschiedlicher Form (Gel, Salbe, Zäpfchen, etc.) kurz vor dem Geschlechtsverkehr in die Scheide appliziert. Als alleinige Verhütungsmethode schneiden Spermizide allerdings nur mäßig ab: Sie haben einen Pearl Index zwischen 3 und 21.

Natürliche Methoden

Bei der natürlichen Familienplanung (NFP) richtet man sich nach den Vorgängen im weiblichen Körper: So kann man die Zyklusphasen mit den fruchtbaren und unfruchtbaren Tagen bestimmen. Zum Beispiel durch Beobachtung zyklustypischer Symptome oder durch die Messung der Basaltemperatur. Diese steigt während des Eisprungs nämlich leicht an.

Der Pearl Index schwankt dabei stark, je nachdem wie zuverlässig du misst oder wie regelmäßig dein Zyklus ist. Dabei gilt: Je besser du deinen Zyklus kennst, desto zuverlässiger die Verhütung.

Welches Verhütungsmittel ist zu 100% sicher?

Die ernüchternde Antwort könnt ihr euch sicherlich denken: keins. Es gibt derzeit kein Verhütungsmittel, das zu 100% eine Schwangerschaft verhindert.

Doch viele Methoden bieten einen sehr soliden Schutz. Welche die richtige ist, hängt dabei auch von deiner jeweiligen Lebenssituation ab: Nach wie vor liegt die Antibabypille (Pearl Index von 0,1 bis 0,9) weit vorn, denn sie zählt mit zu den zuverlässigsten Verhütungsmethoden und ist praktisch in der Handhabung. Für Paare, die keine Kinder mehr wollen, ist die Sterilisation (Pearl Index von 0,1 für den Mann bzw. 0,2 bis 0,3 für die Frau) eine sichere Lösung. Und wer promiskuitiv unterwegs ist und gerne mit wechselnden Partner:innen Sex hat, ist mit dem Kondom (Pearl Index von 2-12) am besten beraten: Das schützt nicht nur vor einer Schwangerschaft, sondern auch vor Geschlechtskrankheiten.

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