Das solltest du wissen

11 Fragen und Antworten rund um das Thema Aids und HIV

  • Aktualisiert: 04.01.2023
  • 13:57 Uhr
Mit HIV kann man heute alt werden und leben wie alle anderen Menschen.
Mit HIV kann man heute alt werden und leben wie alle anderen Menschen.© WavebreakmediaMicro / stock.adobe.com

Daten und Fakten aus der epidemiologischen Schätzung des Robert-Koch-Instituts 2020

  • In Deutschland leben über 91.000 Menschen mit HIV.

  • 2020 haben sich 2.000 Menschen neu mit HIV infiziert. 

  • Seit den ersten Aufzeichnungen der Epidemie sind in Deutschland etwa 30.000 Menschen an den Folgen von Aids gestorben.

Krank durch Sex? Bei ungeschütztem Geschlechtsverkehr besteht das Risiko, sich mit HIV zu infizieren. Doch was ist das eigentlich? Und ist HIV das gleiche wie Aids? In diesem Artikel beantworten wir die wichtigsten Fragen, klären auf, wie du dich am besten schützt und was du tun solltest, wenn du eine HIV-Infektion vermutest.

HIV und AIDS: Was bedeutet das und wo ist der Unterschied?

HIV ("Human Immunodeficiency Virus") ist ein Virus, das zur Erkrankung der menschlichen Immunabwehr führt. Die HI-Viren schwächen dabei das Immunsystem, konkret befallen sie bestimmte Zellen des Abwehrsystems, die dann ihre eigentliche Aufgabe, nämlich den Körper zu schützen, nicht mehr ausführen können. Ohne eine zielgerichtete Behandlung kann der Körper eindringende Krankheitserreger wie Bakterien, Pilze oder Viren nicht mehr selbst bekämpfen. Zusätzlich aktivieren die Viren oft Abläufe im Körper, durch die körpereigene Zellen und Bakterien zerstört werden.

AIDS steht für "Acquired Immune Deficiency Syndrome" und bezeichnet die erworbene Immunschwäche, die vom HI-Virus ausgelöst werden kann. AIDS kann, muss somit aber nicht die Folge von HIV sein. Typische Infektionsanzeichen sind beispielsweise eine Lungenentzündung oder Pilzerkrankungen.

HIV-Medikamente unterdrücken das gefährliche Virus im Körper und verhindern damit den Ausbruch von Aids. Menschen mit HIV können so gut und lange leben.

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Ansteckung: Wie kann HIV übertragen werden?

Keine Angst, HIV kann im Alltag "nicht einfach so" übertragen werden. Am häufigsten wird das Virus beim Sex über verschiedene Schleimhäute (Anal- und Vaginalschleimhaut, die Schleimhaut am Gebärmutterhals und die Penisschleimhaut) weitergegeben. Auch beim Drogenkonsum ohne Schutzmaßnahmen ist das Übertragungsrisiko groß, nämlich dann, wenn HIV-infiziertes Blut durch Spritze und Nadeln weitergegeben wird. Während der Geburt oder beim Stillen können HI-Viren ebenfalls übertragen werden, wenn die Mutter keine Medikamente gegen HIV nimmt.

Eine Ansteckung erfolgt nur, wenn . . .

  • . . . ein Mensch das HI-Virus in sich trägt und . . . 
  • . . . eine ausreichende Menge von HI-Viren in den Körper eines anderen Menschen gelangt und . . . 
  • . . . dort von bestimmten Zellen des Körpers aufgenommen wird.

Voraussetzung für eine Übertragung von HIV ist also, dass eine genügend große
Menge Viren in den Körper eindringt. Keine Ansteckungsgefahr gibt es beim . . .

  • . . . Küssen (auch Zungenküsse)
  • . . . Anhusten und Anniesen
  • . . . Benutzen derselben Gläser, Teller oder desselben Bestecks
  • . . . gemeinsamen Benutzen von Toiletten, Handtüchern oder Bettwäsche
  • . . . Besuch von Schwimmbädern oder Saunen
  • . . . Leisten von Erste-Hilfe-Maßnahmen unter hygienischen Vorschriften
  • . . . Erhalten von Bluttransfusionen im Krankenhaus

Wie kann ich mich schützen?

Hier ist das Stichwort "Safer Sex": Sowohl vor HI-Viren als auch vor anderen sexuell übertragbaren Geschlechtskrankheiten kannst du dich mit Kondomen oder einem Femidom schützen und so das Ansteckungsrisiko minimieren.

Beim Vaginal- und Analsex verhindern Kondom und Femidom, dass möglicherweise infektiöse Körperflüssigkeiten (Sperma, Scheidenflüssigkeit, Analsekret und Blut) an deinen Partner oder deine Partnerin weitergegeben werden.

Bitte beachte:

  • Kondome müssen richtig sitzen, denn nur dann schützen sie!

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Beim Oralsex sollte kein Sperma oder Blut in den Mund aufgenommen werden. Passiert dies versehentlich doch, sollte es direkt ausgespuckt und der Mund mit Wasser ausgespült werden.

Menschen mit hohem HIV-Risiko können vorbeugend ein Medikament einnehmen ("PrEP" = Prä-Expositions-Prophylaxe). Mit dieser Therapie verhindern sie die Übertragung beim Sex und bei der Geburt auf das Kind.

Was senkt mein Ansteckungsrisiko?

Die beste Möglichkeit, eine Ansteckung zu vermeiden, ist:

  • sich über Risiken und Schutzmöglichkeiten genau zu informieren
  • mit deiner Partnerin oder deinem Partner darüber zu reden und
  • sich entsprechend zu schützen

Sofortmaßnahmen: Was tun, wenn etwas schiefgegangen ist?

Sollte beim Geschlechtsverkehr das Kondom gerissen oder geplatzt sein, gibt es die sogenannte "Post-Expositions-Prophylaxe", kurz PEP. Dabei werden vier Wochen lang HIV-Medikamente eingenommen, um die Wahrscheinlichkeit einer Ansteckung nach einem Risikokontakt stark zu verringern.

Im Falle einer Risikosituation sollte rasch gehandelt werden und nach entsprechender Beratung zeitnah (möglichst innerhalb von 24 Stunden) mit der Medikamenteneinnahme begonnen werden.

Anlaufstellen von Kliniken und Praxen in deiner Nähe, die eine "PEP" durchführen, findest du bei der Telefon- und Onlineberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Wie sehen erste Ansteckungsanzeichen aus?

Bei Menschen, die sich mit HIV angesteckt haben, treten häufig in der frühen Infektionsphase folgenden Beschwerden auf:

  • Grippeähnliche Symptome: Fieber, Gliederschmerzen, allgemeines Krankheitsgefühl, Lymphknotenschwellungen
  • Hautausschlag
  • Erbrechen
  • Durchfall

Ein bis zwei Wochen nach dieser ersten Symptomatik verschwinden die Beschwerden. Die Betroffenen leben nun monate- oder meist jahrelang beschwerdefrei und merken so gar nicht, dass sie das HI-Virus in sich tragen. Dieses vermehrt sich jedoch weiter und schädigt das Immunsystem massiv.

Wichtig zu wissen:

  • Keines dieser Symptome deutet alleine auf HIV hin! Auch bei einer gewöhnlichen Erkältung bzw. Grippe können diese Krankheitsanzeichen auftreten. Wenn du den Verdacht hast, dich angesteckt zu haben, solltest du einen offiziellen HIV-Test machen.

Wie verläuft eine HIV-Infektion?

Nach der ersten akuten Phase klingen die Symptome wieder ab. Es scheint, als wäre man wieder gesund und beschwerdefrei. Doch im zweiten Stadium zeigt sich die Infektion in Form von erneuten Hautausschlägen, Pilzbefall im Mund- und Rachenbereich, Nervenschmerzen, Knoten in oder unter der Haut und das Absinken der Lymphozytenzahl.

Von AIDS spricht man dann im fortgeschrittenen Stadium, in dem sich das zerstörte Immunsystem selbst nicht mehr vor gefährlichen Viren und Bakterien schützen kann. Jetzt ist es anfällig für eine Vielzahl von Infektionen wie Lungenentzündungen, starker Pilzbefall, Herpes, bestimmte Krebsarten und bösartige Lymphome.

Das solltest du wissen:

  • Wenn rechtzeitig mit einer Behandlung begonnen wird, können Schäden am Immunsystem verzögert werden. Deshalb ist es wichtig, eine HIV-Infektion möglichst früh festzustellen.

Wo kann ich einen HIV-Test machen?

In ganz Deutschland und auch anderen Ländern gibt es offizielle Beratungsstellen, die sich auf HIV und andere

Sexualkrankheiten spezialisiert haben. Eine bundesweite Übersicht verschiedener Anlaufstellen findest du bei der Initiative zur Förderung sexueller Gesundheit der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung.

Viele Gesundheitsämter bieten anonyme und kostenlose HIV-Tests in Deutschland an. Auch bei Ärzten und einigen AIDS-Hilfen kann man sich auf HIV testen lassen. Seit September 2018 können CE-gekennzeichnete HIV-Selbsttests zum Beispiel in Apotheken und im Internet gekauft werden.

Wie funktioniert ein HIV-Test?

Um eine HIV-Infektion festzustellen, gibt es verschiedene Test-Verfahren. Meistens werden dazu HIV-Antikörper-Tests eingesetzt.

Bei einer HIV-Infektion entwickelt das Immunsystem Antikörper, die gegen das HI-Virus gerichtet sind. Ein Selbsttest weist genau diese spezifischen Antikörper nach. Bei einem Test wird also Blut abgenommen und auf Antikörper gegen das HI-Virus getestet. Sollte eine Infektion stattgefunden haben, sind diese Antikörper im Blut vorhanden und der Test zeigt ein positives Ergebnis an.

Bitte beachte:

  • Der Körper benötigt eine gewisse Zeit, um auf eine Infektion mit HIV zu reagieren und Antikörper gegen die eingedrungenen Viren zu bilden. Es kann also bis zu zwölf Wochen dauern, bis die Antikörperkonzentration so hoch ist, dass ein HIV-Selbsttest aussagekräftig ist (diagnostisches Fenster).

Was tun, wenn der HIV-Test positiv ist?

Sollte dein HIV-Testergebnis positiv ausfallen, ist es wichtig, noch einen weiteren, den sogenannten Bestätigungstest, durchführen zu lassen. Erst dann ist wirklich klar, ob du HIV-positiv bist oder ob der Test falsch reagiert hat. Nach einer bestätigten Infektion ist der nächste Gang entweder zu einer Beratungsstelle oder einem spezialisierten Arzt oder einer spezialisierten Ärztin.

Selbstverständlich solltest du auch deine Partnerin oder deinen Partner informieren.

Wo kann ich mich beraten lassen? Wo bekomme ich weitere Informationen?

Es gibt unterschiedliche Beratungsstellen, die du kostenlos nutzen kannst. Eine bundesweite Übersicht von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung findest du unter www.liebesleben.de

Gerne kannst du dich auch direkt persönlich oder anonym an die Telefon- oder Onlineberatung der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung oder an die Beratung deutscher AIDS-Hilfe wenden.

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: Telefon: 0221/892031
  • Deutsche AIDS-Hilfe: Telefon: 0180/3319411
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