Sexuelle Orientierungen

Grausexuell: Was bedeutet das? 6 Merkmale für Grausexualität

  • Veröffentlicht: 24.09.2023
  • 10:00 Uhr
Was ist Grausexualität?
Was ist Grausexualität?© W. Heiber Fotostudio - stock.adobe.com

Für die Vielfalt an sexuellen Orientierungen gibt es heute viele Begriffe. Hast du schon mal von Grausexualität gehört? Zu wem sich grausexuelle Menschen hingezogen fühlen, wie sie empfinden und welche Rolle das Geschlecht für sie spielt, erklären wir dir hier genau. Inklusive Selbsttest!

Was ist Grausexualität?

Im Bereich Sexualität gibt es immer mehr Offenheit und Mut, die eigenen Vorlieben, Bedürfnisse und Wünsche zu erforschen. Die Folge ist eine Vielfalt an sexuellen Orientierungen - und auch eine Vielfalt an Begriffen. Vielleicht sagen dir Begriffe wie Heterosexualität, Homosexualität, Bisexualität und Asexualität etwas. Darüber hinaus gibt es aber ein breites Spektrum an  sexuellen Orientierungen. Das liegt auch daran, dass viele Menschen offen ihre Orientierung leben und dazu stehen.

Hast du schon von einer Person gehört, die sich als grausexuell identifiziert? Diese Orientierung bewegt sich zwischen Asexualität und Sexualität - und ist also in einer Art Grauzone, ein Zwischenbereich. Daher ist die Definition oft auch nicht fix. Allerdings gibt es bestimmte Merkmal, die für Grausexualität sprechen:

Grausexuelle Menschen erleben nur selten oder unter bestimmten Bedingungen und in bestimmten Kontexten sexuelle Anziehung. Diese kann auch so gering sein, dass sie in Beziehungen kaum oder keine Rolle spielt. Der Sexualtrieb ist meistens nicht stark ausgeprägt.

Du möchtest deine eigene sexuelle Identität besser einordnen können? Oder du möchtest ein guter Ally sein - und Solidarität gegenüber Menschen aus Randgruppen ist dir wichtig? So viel gleich vorweg: Hier bekommst du einen Überblick, was Grausexualität bedeuten kann. Klar ist aber auch: Jeder Mensch ist einzigartig. Und so kann Grausexualität individuell unterschiedlich erlebt werden - deshalb treffen nicht alle Details der Beschreibung auch auf jede einzelne Person zu.

Im Clip: Sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität - wo liegt der Unterschied?

So unterscheiden sich Grausexualität und Demisexualität

Bei demisexuellen Menschen sind die Emotionen der Schlüssel für sexuelle Anziehung. Sex ist nur vorstellbar und erregend, wenn romantische Gefühle zu einer Person bestehen. Innigkeit und Vertrautheit sind wichtig für den Wunsch nach sexueller Aktivität. Allerdings: Nicht immer entsteht aus emotionaler Verbindung auch sexuelle Lust. Die Emotion ist Voraussetzung für Sex, aber kein Garant. Daher empfinden sich demisexuelle Menschen oft auch als asexuell. Sie spüren, dass sie oft ein anderes Maß für erotische Anziehung haben als andere Menschen. Bei Demisexualität kann also eine gewisse Nähe zur Asexualität bestehen.

Die Grausexualität fällt unter den Schirm der Asexualität. Auch hier hängt es von bestimmten Faktoren ab, ob sexuelle Anziehung überhaupt erst entsteht. Und da diese nicht immer gegeben sind - fehlt auch oft die Lust auf Sex. Im Gegensatz zur Demisexualität hat die sexuelle Anziehung aber nicht zwingend eine emotionale Nähe als Voraussetzung.

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Flagge zeigen: Die Pride-Flag für grausexuelle Menschen

Es gibt viele Pride-Flags, die ein Symbol für Vielfalt und Toleranz sind. Die Flagge für Grausexualität besteht aus den Farben Lila, Grau und Weiß.

  • Lila: steht für Asexualität und auch für Gemeinschaft
  • Grau: symbolisiert die graue Zone zwischen Asexualität und Sexualität
  • Weiß: steht für Sexualität

Woher stammt der Begriff?

Den Begriff Grausexualität nutzen einige Menschen, um ihre sexuelle Identität zu beschreiben. Von dem Begriff gibt es verschiedene Varianten, die aber die gleiche Bedeutung haben: graysexuell, greysexuell, grau-asexuell, gray-ace, gray-a und grey-ace. Es gibt mehr als Schwarz und Weiß. Das heißt: Grausexualität soll als Begriff auch deutlich machen, dass Grenzen schwimmen und sexuelle Anziehung und (Un-)Lust viele Facetten bilden kann.

Was bedeutet es, grausexuell zu sein?

Wie Menschen im grausexuellen Spektrum fühlen, kann sehr unterschiedlich sein. Manche nutzen den Begriff, um ihre Zugehörigkeit zum asexuellen Spektrum auszudrücken. Zum Beispiel, weil sich nur wenig zu anderen Menschen sexuell hingezogen fühlen und auch den Wunsch nach Sex nur selten spüren - oder dafür ganz bestimmte Umstände eintreffen müssen. Die Grauzone von Sexualität und Asexualität kann auch zu widersprüchlichen Gefühlen führen und verwirrend sein. Möglich ist auch, dass Greys sexuelle Anziehung spüren - aber keinen Wunsch haben, sie auch auszuleben.

Bin ich grausexuell? 6 mögliche Merkmale

  1. Sexuelle Anziehung fühlst du eher unregelmäßig - und in manchen Phasen vielleicht auch gar nicht.
  2.  Manchmal weißt du gar nicht wirklich, was dich sexuell anmacht. In einem Moment spürst du noch Lust auf Sex mit jemandem - im nächsten Moment ist sie aber schon wieder weg.
  3. Vielleicht findest du auch einen Menschen heiß und erregend - aber das Verlangen, dich sexuell in der Realität auszuleben, ist weniger stark.
  4. Sexuelle Anziehung haben erst wenige Menschen bei dir ausgelöst.
  5. Lust auf Sex? War monatelang nicht da. Aber dann taucht sie plötzlich wieder auf.
  6. Sex ist dir nicht so wichtig wie anderen Menschen.

Grausexualität in Beziehungen: Auf welches Geschlecht stehen grausexuelle Personen?

Grausexuelle Menschen fühlen sich von mindestens einem Geschlecht angezogen. Genauso kannst du auch grausexuell und bisexuell sein. Für die Definition der Grausexualität ist das Geschlecht des Partners oder der Partnerin aber nicht entscheidend.

Sex spielt bei der Partnerwahl eher eine untergeordnete Rolle. Dennoch haben auch grausexuelle Menschen ein Bedürfnis nach romantischen Beziehungen - und unter Umständen auch nach sexuellen Beziehungen. Natürlich gibt es aber genauso auch greysexuelle Menschen, die keine Beziehungen wünschen. Menschen können schwul sein - und grausexuell, oder bisexuell und zugleich auch grausexuell - alles ist möglich.

Grausexualität bei Menschen mit unterschiedlichen Geschlechtsidentitäten

Ob du dich selbst als Frau, Mann oder einem dritten Geschlecht zuordnest oder zwischen den Geschlechtern stehst - dein eigenes Empfinden darüber ist deine Geschlechtsidentität. Es ist möglich, dass diese von deinem biologischen Geschlecht abweicht. Auch deine Geschlechterrolle in der Gesellschaft kann davon abweichen.

Ob ein Mensch sich als grausexuell empfindet, ist unabhängig von der Geschlechtsidenitität. Sprich: Alles ist möglich.

Zudem gibt es noch den Begriff grey-gender. Der beschreibt, dass es Mensch außerhalb oder zwischen der Geschlechterbinarität von weiblich und männlich gibt.

Coming-out als grausexuelle Person

Du möchtest deine sexuelle Orientierung annehmen und öffentlich machen? Dann ist das dein Coming-out als grausexueller Mensch. Wichtig: Lass dir kein Label aufdrücken von anderen. Wie du dich definierst, ist deine Sache - und auch veränderbar.

Viele Menschen genießen es, endlich einen Namen für das sexuelles Empfinden zu haben. Ein Coming-out kann eine Erleichterung sein: Oft ermöglicht es erst den Austausch mit Menschen, die ähnlich empfinden. So merkst du, dass du nicht allein bist mit deinen Erfahrungen.

Als greysexueller Mensch befindest du dich eher in einem Randbereich - das kann eine Herausforderung sein. Sprich zunächst mit Menschen, denen du vertraust. Außerdem gibt es Stellen, die dir Unterstützung bieten. Wem du von deiner sexuellen Orientierung erzählen möchtest, das ist deine Wahl. Du musst deine Grausexualität nicht mit allen Menschen öffentlich teilen - aber du darfst es natürlich.

Selbstzweifel und Sorgen können Teil eines Coming-outs sein. Austausch mit anderen Menschen in ähnlicher Situation kann dir helfen und dich unterstützen. Lass dir von Erfahrungen erzählen - und teile auch deine. Es gibt örtliche Beratungsstellen, Online-Beratungen und Telefonberatungen. Auch in den sozialen Medien findest du LGBTQI*-Gruppen.  

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