Liebe und Sexualität unter Frauen

Lesbisch sein: Was bedeutet das?

  • Aktualisiert: 17.03.2023
  • 09:51 Uhr

Du hast Schmetterlinge im Bauch und bist verliebt. Und zwar in eine Frau. Die neuen Gefühle sind womöglich verwirrend und du fragst dich: "Bin ich jetzt lesbisch?" Was das überhaupt heißt und woran du deine romantischen und körperlichen Bedürfnisse erkennst.

Was bedeutet es, lesbisch zu sein?

Schauen wir uns zum Einstieg eine Definition von "lesbisch sein" sein. Darunter versteht man laut Queer-Lexikon, dass zwei sich als weiblich identifizierende Menschen körperlich und romantisch zueinander hingezogen fühlen. Kurzum: Wenn Frauen sich in Frauen verlieben und auch eine sexuelle Beziehung miteinander führen. Es ist eine Form der Homosexualität, also der gleichgeschlechtlichen Anziehung.

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  • 14:53 Uhr

Das zumindest ist eine der Begriffserklärungen für die lesbische Liebe. Klar ist aber auch: Liebe und Sexualität sind vielfältiger als gängige Definitionen. So gibt es:

  • Frauen in Beziehungen mit Frauen, die aber auch gerne mit Männern Sex haben.
  • Frauen, die mit Frauen ins Bett gehen möchten - sich aber keine Beziehung mit dem gleichen Geschlecht wünschen.
  • Frauen, die Frauen lieben - aber auch schon in Männer verliebt waren.
  • Frauen, die sich nur zu Frauen hingezogen fühlen - körperlich und emotional.

Vorlieben sind divers

Niemand sollte aufgrund seiner sexuellen Orientierung in einen Stereotyp gepresst werden. Und nicht jede Frau findet sich in einer dieser Definitionen wieder. Du fragst dich: "Was bin ich denn nun?" Das musst du erstens gar nicht beantworten, und zweitens kann deine Antwort darauf sich auch verändern. Manchmal dient es aber der eigenen Orientierung, sich mit der Frage zu beschäftigen. Ob du eine Lesbe bist und dich als solche bezeichnen möchtest, das entscheidest letztlich du selbst. Für manche Frauen ist es wichtig, eine klare Bezeichnung für ihre Gefühle zu haben. Andere Frauen erleben das als eher einschränkend.

Die Frage: "Bin ich homosexuell?" klärt Sexpertin Paula Lambert in ihrer Sendung "Paula kommt". 

Daher kommt der Begriff Lesbe

In Griechenland gibt es die Insel Lesbos. Dort lebte rund 600 Jahre vor Christus die Dichterin Sappho. Sie besang in Liedern die Liebe von Frauen zu Frauen. Über die sexuelle Orientierung der Dichterin streiten sich die (wissenschaftlichen) Geister. Was auch immer stimmt: Die Dichterin gilt als Ur-Namensgeberin für die Liebe unter Frauen. Sappho soll Mädchenkreise um sich herum gebildet haben, die sich mit Tanz, Mythos und Musik beschäftigten. Und sich der Poesie der Liebe widmeten.

Klingt eigentlich schön. Warum schwingt in dem Wort Lesbe dann oft etwas Negatives mit? Dahinter steckt diskriminierendes Verhalten. Oft nutzen Menschen Wörter wie "Lesbe" oder "schwul" als Schimpfwort. Untersuchungen zeigen, dass homophobe Begriffe schon an Grundschulen verbreitet sind. Ein Forscherteam der Humboldt-Universität Berlin veröffentlichte dazu bereits 2013 eine größere Studie. Die Ergebnisse zeigen, was die Akzeptanz von Lesbisch- und Schwulsein in der Schule erhöht und gegen Diskriminierung wirkt:

  • Wenn Lehrer:innen das Thema Homosexualität im Unterricht thematisieren.
  • Wenn Lehr:innen gegen diskriminierendes Verhalten einschreiten.
  • Wenn Jugendliche lesbische, schwule oder bisexuelle Personen persönlich kennen.

Homosexualität: Lesbische Paare heiraten in Deutschland häufiger

Laut Statistischem Bundesamt schlossen 2021 rund 4.600 Frauenpaare den Bund der Ehe. Bei Männerpaaren lag der Anteil bei rund 4.100 Ehen. Insgesamt zeigen die Zahlen: Bei lesbischen Paaren steigt der Trend zur Ehe. 2017 lag der Frauenanteil bei gleichgeschlechtlichen Eheschließungen bei 45 Prozent, 2021 lag er bei 53 Prozent.

Merkmale erkennen: Bin ich lesbisch?

Stellst du dir auch die Frage, ob du auf Frauen stehst - oder einfach nur ein Abenteuer suchst? Das ist nichts Ungewöhnliches. Wenn du auf der Suche nach deiner sexuellen Orientierung bist, lies dir folgende Gedanken und Empfindungen doch mal durch:

  • "Ich habe es langsam bemerkt": Diesen Satz sagen viele Frauen, wenn sie über ihre Erfahrungen mit dem Lesbischsein sprechen. Plötzlich lesbisch, das gibt es auch. Aber oft steckt ein längerer Prozess dahinter, bis sich Frauen ihrer Gefühle klar sind. Manche hatten anfangs nur Fantasien, eine Frau zu küssen oder mit ihr Sex zu haben. Und manche Frauen berichten auch, dass sie schon als Kind wussten, dass sie in Mädchen verliebt sind. Viele geben zu, dass die Frage nach der sexuellen Orientierung sie verwirrt.
  • "Ich könnte mir auch vorstellen, eine Frau zu daten - wenn ich die Richtige treffe." Lesbische Frauen berichten, dass die Neugier aufs gleiche Geschlecht oft langsam eintritt. Sexuelle Fantasien mit Frauen werden stärker, Berührungen von Frauen werden als erregend empfunden.
  • "Männer küssen - das fühlt sich irgendwie komisch an." Einige lesbische Frauen starten ihre Sexualität mit Männern. Doch dabei empfinden sie die Beziehung eher als freundschaftlich. Manche vermissen auch eine emotionale Bindung.
  • "Weibliche Körper finde ich anziehend. Ich habe auch schon Frauen berührt und geküsst." Manche Frauen sehen es zunächst als Art Experiment an, sich Frauen sexuell zu nähern. Gestehen sich aber (noch) nicht ein, dass dahinter mehr stecken könnte.
  • "Wenn eine Frau mit mir flirtet, finde ich das aufregend." Flirtende Männer werden oft eher als abschreckend empfunden. Bei Frauen springt schon eher etwas an.

Hast du deine Gedanken und Empfindungen in einigen Sätzen wiedererkannt, könnte das für lesbische Gefühle sprechen. Letztlich liegt es aber natürlich an dir, wie du dich definierst und ob du das überhaupt möchtest. Nimm den Check einfach als Orientierungshilfe, wenn du magst.

Plötzlich lesbisch - kann das sein?

Manche Frauen sind jahrelang in einer heterosexuellen Beziehung mit einem Mann - und verlieben sich dann plötzlich in eine Frau. Das kann von außen betrachtet wie eine Laune wirken. Aber bei vielen Frauen bleibt es dabei, und sie gehen eine Beziehung mit einer Frau ein. So ein spätes Coming Out erleben viele Frauen als Offenbarung. Der englische Begriff dafür lautet: Late Bloomers. Frauen fühlen sich von einer Frau besser verstanden und genießen die Erfahrung.

Manche Frauen berichten, dass sich ihre Sexualität schlicht gewandelt hat. Andere gestehen sich ein, dass sie eigentlich schon immer so gefühlt haben - aber die gesellschaftliche Konvention sie daran gehindert hat, ihre Gefühle und Bedürfnisse frei zu leben.

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