Paula Lambert verliert langsam den Verstand
Paula Lambert über den Verlust ihres Verstandes während der Quarantäne
So wie Paula geht es momentan wohl vielen. Der monotone Alltagstrott raubt uns mehr und mehr den Verstand. Jeder Tag ist irgendwie gleich und die Highlights sind duschen, essen und ab und zu einkaufen. Auch das Homeschooling ist nicht zu unterschätzen. Paula teilt ihr Leid mit uns.
Ich bin kurz davor, den Verstand zu verlieren, glaube ich. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber mein Hirn verdreht inzwischen nicht nur die Wochentage (das einzige, was ich mir noch merken kann, ist, dass heute irgendwas mit -tag ist), sondern auch noch die Worte. Gestern habe ich den einen Sohn gefragt, ob er einen Kühlschrank aufs Brot haben möchte und den anderen, ob er Teppich von der Spüle mitbringt. Ich weiß nicht, woran das liegt. Möglicherweise ist der stark dezimierte Austausch mit anderen Menschen Schuld, oder aber die Tatsache, dass ich hauptsächlich mit zwei Dingen beschäftigt bin, nämlich darüber nachzudenken, was es zu essen gibt (daher der Kühlschrank, nehme ich an) und zu hoffen, dass irgendjemand freiwillig saugt, ohne dass ich es sagen muss. Der Zustand der Verwahrlosung verblüfft mich wirklich, zumal "duschen" schon als allgemeines Highlight des Tages anerkannt ist.
Manche können sich wenigstens im Quarantäne-Delirium vergessen
Zurück zu meinem Hirn. Das letzte Mal war ich derart breiig in der Birne, als ich gerade ein Kind geboren hatte und mehrmals hintereinander meinen Einkauf im Supermarkt zwar bezahlte, aber nicht mitnahm, sondern einfach ging. Hätte der eine Hund nicht ständig Durchfall, müsste ich überhaupt nicht auf der Hut sein, sondern könnte mich im Quarantäne-Delirium vergessen, so wie meine Nachbarn, die den ganzen Tag Partys mit sich selbst feiern.
Sehnsucht: Schule
Zwischen mit dem Hund rausrennen, der sich dazu übrigens gerne Stunden der Nacht aussucht, in denen ich gerade in den Tiefschlaf gesunken bin und an meinem Buch schreibe, versuche ich, beiden Kindern das akademische Leben näherzubringen. Nun ist es leider so, dass ich in Sachen Quadratische Funktionen und Stochastik eine richtige Null bin, was die Sache nicht leichter macht. Tatsächlich hat sich in meiner anfänglichen Begeisterung, die sich in dem Satz "Wir ziehen das jetzt schnell durch, und dann hat jeder den Rest des Tages frei" zeigte, eine absolute Bocklosigkeit meinerseits breitgemacht, die ich aber geschickt vor den Zöglingen zu verstecken versuche. Nichts, wirklich nichts wünsche ich mir sehnlicher, als dass die Schule wieder beginnt. Zumal sich jede Form schulischer Tätigkeit mit meiner rapide dahinschwindenden Grundintelligenz beißt. Aber zum Glück gibt es ja YouTube und ein paar wirklich gute Kanäle, dank derer auch ich den Zauber der Wahrscheinlichkeitsrechnung begriffen habe. Die Chance, dass ich diese Zeit im Vollbesitz meiner geistigen Gesundheit überstehe, liegt übrigens bei 1 zu 239927. Das habe ich persönlich ausgerechnet.