Er nimmt die Zügel in die Hand

Pferdetrainer Raphael Dysli im Interview

Pferde spielen im Leben von Raphael Dysli eine sehr große Rolle.
Pferde spielen im Leben von Raphael Dysli eine sehr große Rolle.© sixx/Sabina Weber

Raphael Dysli ist Pferdetrainer, Pferdeversteher und Pferdemensch. In seiner sixx-Tiercoaching-Sendung "Der Pferdetrainer – Verstehen. Vertrauen. Verbinden." nimmt er sich "Problempferden" an und hilft ihren Besitzer:innen dabei, wieder gefahrlos reiten zu können. Im Interview verrät er, warum nicht das Pferd, sondern sein:e Halter:innen das Problem ist und wie Misskommunikation zwischen Mensch und Tier entsteht.

Ist ein Pferd verkorkst, liegt es meist am Reiter.

Raphael Dysli

In deiner Sendung beschäftigst du dich mit "Problempferden". Was verstehst du darunter und behandelst du nur spezielle Pferderassen?

Raphael Dysli: "Ich arbeite mit jedem Pferd, denn Pferde sprechen alle die gleiche Sprache. Ein Problempferd ist für mich ein Pferd, das extrem ängstlich und aggressiv ist oder kein Vertrauen zu seiner Besitzerin oder seinem Besitzer hat. Gerade in diesen Fällen will das Tier oft auch nicht mehr kommunizieren – was die Arbeit zwischen Pferd und Reiterin oder Reiter sehr schwierig macht."

Gibt es irgendwann den Punkt, an dem es zu spät ist, mit einem "Problempferd" zu arbeiten?

"Nein, den gibt es nicht. Außer, das Pferd hat körperliche Beschwerden, die mich daran hindern, mit dem Pferd zu arbeiten. Klar ist aber auch: Wenn ein Problempferd schon lange ein Fehlverhalten in sich birgt, wird es umso schwieriger, das wieder zu korrigieren.

Ein 20-jähriger Hengst, der seit dem Fohlenalter gelernt hat, sich aggressiv im Umgang mit dem Menschen zu verhalten, benötigt natürlich eine längere Zuwendung als eine einjährige Stute, die gerade erst damit anfängt. Dennoch würde ich bei einem solchen Fall nicht aufgeben. Es nimmt dann einfach mehr Zeit in Anspruch."

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  • 07.09.2023
  • 12:46 Uhr

Wie hast du festgestellt, dass du ein besonderes Gespür für Pferde hast?

"Ich würde nicht von einem besonderen Gespür sprechen, sondern mehr von einem Verständnis. Man muss wissen, wie Pferde in gewissen Situationen reagieren und was sie eigentlich mit ihrem Verhalten mitteilen wollen. Bei einem Problempferd achtet die Reiterin oder der Reiter meist nicht darauf, was ihr oder ihm das Pferd schon die ganze Zeit sagt.

Durch dieses Misskommunikation entsteht dann das Problem. Dieses Missverständnis zu erkennen und zu behandeln, ist für mich das besondere Verständnis oder eben 'Gespür'."

Wieso liegen dir diese besonderen Pferde so sehr am Herzen?

"Ist ein Pferd verkorkst, liegt es am Menschen. Es gibt nämlich kein Problempferd auf der Weide bzw. in der Herde. Das Problem entsteht durch den Menschen. Ich helfe Pferd und Mensch dabei, wieder zueinander zu finden und harmonischer miteinander zu leben. Damit beide miteinander glücklich werden. Für mich persönlich ist das der schönste Moment."

Was war dein emotionalstes Erlebnis mit einem Pferd?

"Das war in meiner Kindheit oben auf der Stutenweide. Alle Pferde hatten damals Fohlen. Ich habe mich dort hingesetzt und dann kamen alle nach und nach zu mir. Ich war mitten in einer Traube voller Stuten und Fohlen. Ich hatte das Gefühl, als wollten sie mir alle ihr Fohlen vorstellen. Als wir alle geschmust haben, war das sehr berührend."

Welchen Rat hast du für verzweifelte Pferdebesitzer:innen?

"Such Hilfe beim Profi – es gibt wirklich keinen besseren Rat. Es gibt leider keinen Trick, der allgemeingültig ist oder alle Probleme löst."

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