Paula Lambert über ihre Erfahrungen mit der Ausgangsbeschränkung

Paula Lambert über ihre Ausgangsbeschränkung 2.0

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Für Paula Lambert ist es bereits die zweite längere Ausgangsbeschränkung in ihrem Leben. Damals war es ein verordneter Hausarrest über ein Jahr, heute steht die ganze Welt still und steckt seit ein paar Wochen in Quarantäne. Wie sie damit umgeht und was das "Damals" von dem "Heute" unterscheidet - darüber spricht sie in ihrer Kolumne. 

Als ich 15 war, hatte ich mal ein Jahr lang Hausarrest. Der Grund dafür war, dass ich von der Polizei beim Kiffen in der Öffentlichkeit erwischt worden war. Ich bin nicht sicher, ob meiner Mutter das Kiffen selbst sauer aufstieß oder ob sie wütend war, dass Kollegen ihres derzeitigen Lebensgefährten mich auf seine Wache gebracht hatten und ich natürlich reichlich Anlass für Tratschereien bot. Tatsache war, dass sie einen hysterischen Anfall bekam und mich mit einer üblen Ausgangssperre belegte: Entweder, ich würde ein Jahr lang direkt nach der Schule heimkommen oder ich müsste mich in Begleitung des Lebensgefährten befinden. Der war aber einer, der Oberlippenbart, Vokuhila und Goldkettchen trug und ich hätte mich eher entbeint, als mit ihm gesehen zu werden. Also blieb ich drinnen, vielleicht auch, weil ich sonst niemals irgendeine Form der Restriktion erfahren hatte und das Ganz schlicht ein völlig neues Erlebnis für mich war.

Ein Jahr Hausarrest

Mein Gefängnis bestand aus zwei Zimmern/Küche/Bad und war überall braun, an den Wänden auf den Böden, sogar die Kacheln im Bad waren irgendwie bräunlich. Immerhin wechselten sich die Texturen ab. Es gab Korktapete im Flur, eine mit Stofffäden besetzte Tapete im Wohnzimmer und eine mit Motiven in meinem Zimmer, kurzum: Es war die Hölle. Ich guckte den ganzen Tag Videos, alleine die Rocky Horror Picture Show habe ich geschätzt 70 Mal gesehen. Nebenan daddelte der Freund meiner Mutter Computerspiele, weil er als Frührentner massenweise Zeit hatte. Zu allem Übel brachte auch der Blick aus dem Fenster nichts, denn auch die Häuser da draußen waren braun.

Ausgangsbeschränkung, aber immerhin mit Internet 

Corona kann mich also nicht schocken und immerhin gibt es das Internet. Aber in den letzten Tagen verspüre ich einen starken Rappel und habe sogar Sehnsucht nach Leuten, die mir für gewöhnlich nach fünf Minuten auf den Keks gehen. Heute bin ich extra auf den Markt und nicht in den Supermarkt gegangen, weil ich Sehnsucht nach ein paar persönlichen Worten hatte, auch wenn die sich auf "Was noch?" beschränkt haben. Man wird genügsam in solchen Zeiten, auch das ist doch eine Lehre.

Back to the Roots 

Kürzlich sagte mein Lebensgefährte, dass Corona über uns gekommen sei, damit ich endlich mein Buch fertig schreibe. Aber ich schwöre, ich habe damit nichts zu tun. Es ist nämlich völlig unmöglich, sich länger als dreißig Sekunden zu konzentrieren, wenn man mit zwei Teenagern eingeschlossen ist. Ich gucke inzwischen wieder The Rocky Horror Picture Show. Etwas anderes bekomme ich nicht hin.

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  • 02.03.2023
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