Ständiges Kribbeln und Kitzeln in der Vagina?
Wenn sexuelle Erregung außer Kontrolle gerät: Ursachen, Symptome und Behandlung des Restless Genital Syndrom (RGS)
- Veröffentlicht: 28.07.2023
- 09:00 Uhr
Dauernd kribbelt und kitzelt es in der Vagina und im Genitalbereich allgemein? So könnte sich RGS äußern, eine seltene neurologische Erkrankung, die das Leben der Betroffenen stark beeinträchtigen kann. Alle Infos über Ursachen, Symptome und Behandlung erfährst du hier.
Das Restless Genital Syndrom (RGS), auch als Persistent Genital Arousal Disorder (PGAD) bekannt, ist eine seltene neurologische Erkrankung, die durch ein anhaltendes und unkontrollierbares sexuelles Erregungsgefühl in den Genitalien bei Frauen und Männern gekennzeichnet ist. Die Betroffenen leiden unter einer quälenden Dauererregung, die oft ohne sexuelle Stimulation oder Lust auftritt. RGS kann das Leben der Betroffenen erheblich beeinträchtigen, sowohl physisch als auch psychisch. Zwar ist RGS sehr selten, doch es könnte gut sein, dass viele Frauen und Männer sich nicht trauen, mit derartigen Symptomen zum Arzt zu gehen. Die Dunkelziffer könnte demnach sehr hoch sein.
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Ursachen der "rastlosen Vagina"
Die Gründe für das unangenehme Kribbeln können durch verschiedene externe Reize ausgelöst oder verstärkt werden, wie zum Beispiel enge Unterwäsche oder Jeans sowie langes Sitzen im Büro. Die genauen Ursachen des seltenen Syndroms sind jedoch noch Gegenstand von Forschung und Diskussionen. Es wird vermutet, dass eine Kombination aus neurologischen, vaskulären und psychologischen Faktoren eine Rolle spielen könnte.
Einige Expert:innen, wie der Arzt Johannes Mathis von der Abteilung Klinische Neurophysiologie des Universitätsspitals Bern, haben beispielsweise beobachtet, dass Frauen, die mit einer ständig kribbelnden Vagina zu kämpfen haben, oft auch unter anderen Erkrankungen leiden, wie dem besser bekannten Restless-Legs-Syndrom (RLS) oder einer Reizblase.
Einige Auslöser könnten daher sein:
- Nervenstörungen: RGS könnte mit Nervenstörungen im Rückenmark oder im Bereich des Beckens zusammenhängen, die die Signale der sexuellen Erregung fehlinterpretieren.
- Hormonelle Veränderungen: Schwankungen oder Ungleichgewichte bestimmter Hormone, die mit der sexuellen Erregung in Verbindung stehen, könnten ebenfalls eine Rolle spielen.
- Psychologische Faktoren: Stress, Angstzustände oder psychische Erkrankungen könnten die Symptome von RGS verschlimmern, aber sie werden nicht als Hauptursache angesehen.
Symptome vom Restless Genital Syndrom
Die Symptome von RGS sind für die Betroffenen äußerst belastend und können zu einer starken Beeinträchtigung der Lebensqualität führen. Zu den häufigsten Symptomen gehören:
- Chronische sexuelle Erregung: Anhaltende, unkontrollierbare sexuelle Erregung, die ohne sexuelle Stimulation auftritt und nicht durch einen Orgasmus gelindert wird.
- Genitale Empfindlichkeit: Die Genitalien können äußerst empfindlich werden, was zu einem permanenten Gefühl von Unbehagen oder Schmerz führen kann.
- Steigerung der Symptome durch Berührung: Berührungen, Reibung oder sogar enge Kleidung können die Symptome verstärken.
- Schlafstörungen: RGS kann den Schlaf beeinträchtigen, was zu Müdigkeit und Erschöpfung führt.
Diagnose und Behandlung des RGS
Die Diagnose von RGS kann eine Herausforderung sein, da es keine spezifischen medizinischen Tests gibt, um die Erkrankung nachzuweisen. Ärzt:innen müssen andere mögliche Ursachen für die Symptome ausschließen, wie beispielsweise sexuell übertragbare Infektionen oder neurologische Erkrankungen. Eine umfassende Anamnese und eine genaue Beschreibung der Symptome sind entscheidend für die Diagnose.
Die Behandlung von RGS ist individuell und kann je nach den spezifischen Bedürfnissen und Ursachen variieren. Mögliche Ansätze umfassen:
- Medikamentöse Therapie: Ärzt:innen können Medikamente verschreiben, die das Nervensystem beeinflussen, um die sexuelle Erregung zu reduzieren.
- Psychotherapie: Unterstützung durch Psycholog:innen oder Therapeut:innen kann den Umgang mit den emotionalen Auswirkungen der Erkrankung erleichtern.
- Physiotherapie: In einigen Fällen können spezifische physiotherapeutische Übungen helfen, die Spannung im Beckenbereich zu reduzieren.
- Hormontherapie: Bei Verdacht auf hormonelle Ungleichgewichte kann eine Hormontherapie in Erwägung gezogen werden.
- Weitere Behandlungsmöglichkeiten: Laut dem Neuropsychiater Marcel Waldinger aus den Niederlanden hat die TENS-Therapie gute Ergebnisse erzielt. Dabei werden elektrische Impulse durch Elektroden auf die Haut übertragen. Mathis hingegen betont die Behandlung der Polyneuropathie im Fokus, die auch bei RLS oder einer Reizblase mit Anti-Epileptika, Antidepressiva oder Opiaten erfolgt.
RGS ist eine seltene und komplexe Erkrankung, die weiterhin mehr Forschung und Verständnis erfordert. Betroffene sollten medizinische Hilfe suchen, um eine angemessene Diagnose und Behandlung zu erhalten. Eine offene Kommunikation mit medizinischem Fachpersonal ist entscheidend, um die Symptome zu lindern und die Lebensqualität zu verbessern.