Berührungen und Nähe in Beziehungen

Fehlende Kuscheleinheiten: Wenn Nähe nur im Bett stattfindet

  • Veröffentlicht: 26.02.2024
  • 12:37 Uhr
  • Pandapool
Körperkontakte fördern Nähe: Warum wir Kuscheleinheiten so sehr brauchen.
Körperkontakte fördern Nähe: Warum wir Kuscheleinheiten so sehr brauchen.© Yakobchuk Olena - stock.adobe.com

Viele kennen diese Situation nur allzu gut. In einer Beziehung ist es vollkommen normal, dass die Partner:innen ein unterschiedliches Bedürfnis nach Sex haben. Aber was, wenn man sich außerhalb von erotischen Situationen gar nicht mehr berührt? Woran liegt es, dass er oder sie immer nur das Eine von dir will und Nähe außerhalb des Schlafzimmers zu kurz kommt?

Zuneigung vs. sexuelles Verlangen

Eine gesunde Beziehung sollte möglichst ausgewogen sein. Beide Partner:innen begegnen sich auf Augenhöhe, teilen Verantwortlichkeiten und Pflichten fair untereinander auf und bemühen sich um Empathie und Rücksicht. Auch körperliche Nähe und Sex sind wichtige Bestandteile einer Beziehung. Doch genau hier finden sich auch die häufigsten Konflikte in monogamen Partnerschaften.

Das Bedürfnis nach Sex ist bei jedem Menschen unterschiedlich. Während dir eine heiße und erotische Nacht in der Woche völlig ausreicht, würde dein:e Partner:in dir lieber täglich die Klamotten vom Leib reißen. Laut einer Umfrage der Datingplattform Joyclub sehnen sich fast 80 % aller Befragten nach körperlicher Nähe - und zwar mehrmals die Woche. Dabei ist die Regelmäßigkeit keineswegs in Stein gemeißelt. Das Verlangen verändert sich durch unzählige Faktoren, wie Hormonhaushalt, Eisprung, Stress oder persönliche Erfahrungen. Es gibt hierbei also kein "richtig" oder "falsch". Wichtig ist für eine gesunde Beziehung nur, dass es beide Arten körperlicher Nähe gibt: Sex und Intimität.

Im Clip: Das steht hinter sexuelle Fantasien

Unerotische Intimität in Beziehungen

Bei Intimität handelt es sich um einen Zustand der emotionalen und/oder körperlichen Nähe zwischen zwei Menschen. Sie findet nicht ausschließlich innerhalb von Beziehungen statt, ist aber ein essenzielles Element davon. In einer Partnerschaft entsteht Intimität durch körperliche Nähe, Offenheit, Vertrauen und Zuneigung. Diese besondere Form der Nähe stärkt deine Beziehung, fördert eine tiefere Bindung und schafft tiefgehendes Vertrauen ineinander.

Sexuelle Erfüllung in einer Partnerschaft

Sexualität ist der Faktor, der tiefe Freundschaften von Beziehungen unterscheidet. Beim Sex gibst du dich in deiner puren Form deiner Partnerin oder deinem Partner hin. Du zeigst dich nackt, verletzlich und ehrlich. Dein Körper reagiert auf die Signale, die dein:e Partner:in dir sendet und gemeinsam tanzt ihr einen jahrtausendealten Tanz der Ekstase. Fehlende sexuelle Befriedigung ist eines der häufigsten Konfliktthemen in Beziehungen. Denn Lust und Verlangen sind individuell. Eine Lösung für unterschiedliche Bedürfnisse zu finden, erfordert Vertrauen, Verständnis und ehrliche Kommunikation.

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Ungleichgewicht zwischen Intimität und Sex

Ist das Verhältnis zwischen Sex und nicht-sexueller Nähe in ein Ungleichgewicht geraten, kann das zu Konflikten in der Beziehung führen. Vielleicht fühlst du dich von deiner Partnerin oder deinem Partner nicht ausreichend beachtet. Du hast das Gefühl, er oder sie berührt dich nur noch, um die eigenen Bedürfnisse zu befriedigen. Auf der anderen Seite fühlt sich dein:e Partner:in vielleicht nicht mehr sexy genug, weil du ihre oder seine Avancen immer wieder ausschlägst. Frust kommt auf und solange keiner von euch das Gespräch sucht, wird sich die Situation nicht verbessern.

Mögliche Gründe, warum dein:e Partner:in nur das Eine will

Bei euch geht's um das Eine

Eure Beziehung habt ihr nie offiziell gemacht und euch auch nicht darüber unterhalten, was ihr eigentlich seid. Zu Beginn hast du das sexuelle Verlangen deiner Partnerin oder deines Partners genossen. Du hast dich begehrt gefühlt. Doch inzwischen fragst du dich, warum ihr nach dem Sex nie kuschelt. Und insgesamt berührt dein:e Partnerin dich eigentlich nur, wenn er oder sie mit dir ins Bett will. Du hast Angst, deine Gefühle anzusprechen, denn du befürchtest, sie oder ihn zu verschrecken - und damit zu verlieren.

Diese Situation klingt leider nicht nach einer gesunden Beziehung auf Augenhöhe. Hast du dir die Partnerschaft - mit allem, was dazu gehört - eventuell nur in deinem Kopf ausgemalt? Denn in Wirklichkeit handelt es sich hier eher um ein Fuckbuddy-Verhältnis. Ihr benutzt einander, um eure sexuellen Bedürfnisse zu befriedigen. Vielleicht hast du dich am Anfang darauf eingelassen, in der Hoffnung, dass später mehr daraus entstehen kann. Doch das wird nicht passieren, solange nur eine Person bereit ist, etwas dafür zu investieren.

Nähe und Intimität gibt's nur in sexuellen Kontexten 

Vielen Menschen fällt es schwer, sich ganz auf jemanden einzulassen. Intimität bedeutet auch, sich fallenzulassen und zu öffnen. Angst vor Ablehnung oder Verurteilung sowie Bindungsängste kommen auf. Das kann zu einer inneren Blockade führen. Doch anstatt (ggf. in der Therapie) am Abbau dieser Mauer zu arbeiten, kann man sie auch einfach umgehen - und zwar mit Sex.

Denn in einem sexuellen Rahmen muss niemand über Gefühle und Gedanken sprechen. Es geht nicht darum, herauszufinden, ob ihr im Alltag kompatibel seid. Stattdessen steht die Lust im Mittelpunkt. Man kann sich körperlich vollkommen hingeben, ohne sich emotional auf etwas einlassen zu müssen. Ein Schlupfloch der Intimität quasi.

Dieses Verhalten findet sich häufig bei Männern. Der Grund hierfür ist häufig in der Erziehung und dem veralteten, gesellschaftlichen Ideal eines Mannes zu finden. Laut diesem altmodischen Weltbild zeigen Männer keine Gefühle - außer Wut, Lust und Freude. Wer so aufwächst, dem fällt es schwer, sich in einer Beziehung zu öffnen.

Mögliche Lösungen für das Problem

Ehrliche Kommunikation über Bedürfnisse

Bevor du irgendwelche anderen Strategien anwendest, solltest du zuallererst das Gespräch mit deiner Partnerin oder deinem Partner suchen. Vielleicht handelt es sich nur um ein Missverständnis, das einfach aus der Welt geschafft werden kann. Ehrliche Kommunikation ist einfach unverzichtbar für eine gesunde Beziehung. Hast du das Gefühl, das Thema nicht ansprechen zu können, solltest du dich fragen, warum das so ist? Hast du Angst, aufgrund dieses Konflikts verlassen zu werden? War es dann überhaupt eine richtige Beziehung?

Sprichst du deine:n Partner:in auf das Thema an, solltest du versuchen, ohne Vorwürfe und Beschuldigungen zu argumentieren. Verwende stattdessen "Ich"-Botschaften. Ein Blick auf die Grundregeln der gewaltfreien Kommunikation schadet auch nicht. Schaffe Raum, damit dein:e Partner:in ihren Gefühlen und Gedanken Ausdruck verleihen kann.

Techniken & Strategien für mehr Nähe

Bringt euch ein offenes Gespräch über das Thema auf Dauer nicht weiter, könnt ihr verschiedene Techniken ausprobieren, um mehr Intimität in euren Alltag zu integrieren. Begebt euch am besten gemeinsam auf die Suche nach Strategien und Übungen, die für euch funktionieren. Hier haben wir ein paar kleine Rituale für euch:

Vereinbart kleine Intimitäts-Routinen, die ihr in euren Alltag integriert:

  • nach dem Aufwachen für zehn Minuten gemeinsam liegen bleiben und kuscheln
  • sich beim Nachhausekommen lange Umarmungen geben
  • zusammen zum Tanzen gehen
  • gemeinsame Abendspaziergänge

Swaddling

Beim Swaddling geht es um Intimität und Nähe nach dem Geschlechtsverkehr. Anstatt nach dem Sex ins Bad zu verschwinden, bleibt ihr beide in der Position liegen und genießt den Moment. Wenn es bequem genug ist, könnt ihr so auch gemeinsam einschlafen. Der ausgedehnte Körperkontakt sorgt für die Nähe und Intimität, nach der du dich so sehnst.

Slow Sex

Hierbei handelt es sich um eine Sex-Praktik, die die Intimität in den Vordergrund stellt. Statt um schnelle Befriedigung geht es hier darum, sich extra viel Zeit zu lassen. Für Slow Sex führt ihr den Penis noch im unerigierten Zustand in die Vagina ein - und wartet dann ab, was passiert. Ziel dieser Sex-Technik ist nicht der Orgasmus. Stattdessen beobachtet ihr die Reaktionen eurer Körper und genießt die emotionale Nähe zueinander.

Neue Beziehungs-Konzepte ausprobieren: Offene Beziehung & Polyamorie

Euer Bedürfnis nach Sex und Nähe ist unvereinbar, aber ihr wollt deshalb eure Beziehung nicht einfach aufgeben? Dann lohnt sich ein Gespräch über die Öffnung der Partnerschaft. Gerade in monogamen Beziehungen ist die Erwartungshaltung an den oder die Partner:in besonders hoch. Ein Mensch soll bestenfalls all deine emotionalen und sexuellen Bedürfnisse erfüllen.

Eine offene Beziehung oder polyamores Dating kann diesen Druck aus der Partnerschaft nehmen, indem die Bedürfnisse auf mehrere Menschen verteilt werden können. In offenen Beziehungen werden häufig Regeln vereinbart, um aufkommende Eifersucht oder Misstrauen zu unterbinden. Bei Polyamorie geht es weniger darum, die eigenen Bedürfnisse außerhalb der Haupt-Beziehung zu erfüllen, sondern Beziehungen - mit verschiedenen Facetten - mit mehreren Menschen gleichzeitig einzugehen. Beide Konzepte können eine Herausforderung für Neulinge sein, sich aber auch auszahlen.

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