Paula Lambert zum Thema Abtreibung

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"Kommst du?" - die Kolumne von Paula Lambert lest ihr wöchentlich neu, hier auf sixx.de. Paula Lambert, bekannt aus der sixx-Sendung "Paula kommt" oder "Paula kommt ... am Telefon", beschäftigt sich in ihrer Kolumne jede Woche mit einem aktuellen oder brisanten Thema rund um Frauen, Männer, Sex, Liebe, Lust und Beziehung. In dieser Kolumne teilt Paula Lambert ihre Gedanken zum Thema Abtreibung mit euch.  

Es gibt Themen, über die lässt es sich ganz leicht schreiben. Hundewelpen zum Beispiel, da gibt es keine Kontroversen. Nur sehr hartherzige Menschen lassen sich von flauschigen Tierbabys nicht die Seele kneten und ich rate jedem, Tierbabyhassern unbedingt fernzubleiben, denn mit denen stimmt etwas ganz grundsätzlich nicht. Dann gibt es Geschichten, die sind ein bisschen weniger gefällig zu beschreiben, wie etwa Mitesser. Niemand liest gerne darüber, dabei haben Mitesserausquetschkanäle auf Youtube eine riesige Followerschaft. In meiner Klasse war ein Mädchen, dessen Stirn so voller schwarzer Punkte war, dass ich ihr jahrelang nicht in die Augen sehen konnte, weil ich ständig auf die Gewächse ihres Gesichtes starren musste. Hätte ich damals einen Vorstoß gewagt und wäre Youtube damals schon erfunden gewesen, ich würde heute in Goldmünzen baden. Allein die Stirn hätte für mindestens 143 Videos gereicht.

Menschen sind seltsam. Es gibt vieles, über das man praktisch mit niemandem diskutieren kann, Politik oder Religion führen als Thema immer zu tiefen Zerwürfnissen, weshalb man in Knigge-Kursen lernt, solche Themen tunlichst auszusparen, zumindest wenn man seine Freunde und Bekannten behalten will. Das liegt daran, dass bei jeder in diesen Punkten glaubt, die absolute Wahrheit zu kennen.

Über unseren Körper selbst bestimmen

Ein ebenfalls schwieriges Thema ist es, über das Recht auf Abtreibung zu schreiben. Ich neige mich einer anderen Meinung in Sachen Religion etwa deutlich geschmeidiger als bei Schwangerschaftsabbrüchen. Hier weiche ich keinen Zentimeter von meiner Meinung ab. Ich bin in dem Glauben aufgewachsen, dass wir Menschen über unseren Körper selbst bestimmen dürfen. Das bedeutet für mich auch, dass keine höhere Macht (Gott/Kirche/Staat/Eltern/Irgendwer aus der Familie) darüber entscheiden darf, was ich damit tue. Damit wir uns nicht falsch verstehen: ich finde nicht, dass Abtreibung eine Verhütungsmethode sein sollte.

Kein Fan von Doofheit

Fahrlässigkeit ist Idiotie und ich bin allgemein kein Fan von Doofheit. Aber es gibt Momente im Leben, in denen eine Frau unverschuldet schwanger wird und dann sollte sie das Recht haben, gerade zum Wohle aller, die bestmögliche Entscheidung zu treffen. Und ja, manchmal bedeutet das, eine Schwangerschaft abzubrechen. Wenn ich lese, dass vergewaltigte Frauen gezwungen werden, Kinder auszutragen, zum Schutz des ungeborenen Lebens, dann möchte ich um mich schlagen. Zum Glück, denke ich dann immer, leben wir in Deutschland.

Abtreibungen unterliegen immer noch Verboten

Mir war allerdings lange nicht klar, dass Abtreibungen immer noch Verboten unterliegen. Ärzte, die auf ihrer Homepage für Beratung zum Schwangerschaftsabbruch werben, machen sich nach Paragraf 219a schuldig, denn es ist verboten für Schwangerschaftsabbrüche Werbung zu machen. Allein schon der Vorwurf der Werbung macht mich fuchtig, denn kein vernünftiger Mensch käme auf die Idee, eine Abtreibung als funky Accessoire zu betrachten, das man einfach mal ausprobiert haben muss.

Die SPD möchte das Werbeverbot für Abtreibungen abschaffen, dass sich in der Realität auf den Homepages von Ärzten dann übrigens ungefähr so liest: "In unserer Praxis erhalten Sie eine umfangreiche Beratung zu Schwangerschaftsabbrüchen." Da kriegt man doch gleich Kauflust, oder? Die CDU-Politikerin Sylvia Pantel findet hingegen: "Hier geht es um unsere Grundwerte, den Schutz des ungeborenen Lebens."

Ich finde, es geht vor allem darum: Frauen das Recht auf Selbstbestimmung zu geben. Und dafür lohnt es sich zu kämpfen. Ich möchte nicht, dass auch nur ein einziger Mensch ein unglückliches Leben führt, weil seine Mutter nicht die Chance hatte, angstfrei ihren Lebensumständen entsprechend zu entscheiden. So. Und jetzt reden wir wieder über Hundewelpen.

Alles Liebe!
Eure Paula

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